"Gemeinsamkeit ist nun nicht mehr nur ein moralisches Gebot. Sie wird zur Frage des Überlebens. Nehmen wir dieses Postulat ernst, können wir die Tür zu einer Erneuerung unseres Gemeinwesens aufstoßen. Wir haben dann alle Chancen, in eine hellere Epoche einzutreten."
Bin ich verrückt oder klingt dies wie ein Ruf nach aufgezwungener Homogenität, einem Verlust der Multiplizität von Unterschieden und Assimilation? Das Zitat stammt von Gesine Schwan. Sie darf das Wort "Epoche" verwenden, denn sie ist Bundespräsidentin (der Herzen). Ich würde an ihrer Stelle die Phrase "helle Epoche" patentieren, damit niemand die Idee, dass Kollektivismus zur Erleuchtung eines Volkes, äh, ich meine, einer Gesellschaft führt, stiehlt.
Und diese Idee ist plausibel: Ein Individuum benötigt, damit es im Schatten seiner finsteren Selbstbestimmung überhaupt überleben kann, das leitende Licht der Gemeinsamkeit des Kollektivs. Es kann sich nicht von sich selbst ernähren, sondern lebt von der Milch der Anderen. Wir werden gemolken, also ist es das Beste, wenn man uns in einen Stall sperrt.
Die Krise zeigt: Allein sind wir allein, Individualismus ist eine überbewerte Tapete eines postmodernen Lebensstils, das Streben nach Selbstbestimmung nun nicht mehr nur unmoralisch, sondern auch tödlich. Die EU sollte zur Prävention jeden Europäer mit diesem Motto tätowiere.
http://www.gesine-schwan.de/positionen/reden/globalisierung-542009/
Total coole Bücher
- Theorizing multiculturalism von Cynthia Willett,
- The uses of variety von Carrie Tirado Bramen,
- Deep democracy: community, diversity, and transformation
von Judith M. Green.