Mir ist gerade aufgefallen, dass das Wort "Israelphilie" eine völlig neue Erfindung ist. Bedenkt man die große sozioökonomische Bedeutung des Handys, des Föns und des Göffels, so liegt es nahe, dass es sich auch bei dem, was hinter dieser sprachlichen Kreation steht, um etwas sehr wichtiges handelt. Wenn ich Knut Mellenthin (den Erfinder) richtig verstanden habe, dann hängt "Israelphilie" irgendwie ganz ganz ganz eng mit "Islamophobie" zusammen.
"Islamophobie" ist spätestens seit den Mohammed-Cartoons ein geflügeltes Wort. Es bezeichnet das Gegenteil von Toleranz gegenüber dem Islam. Das ist genau so gemeint, wie es dasteht, also nicht im Sinne von "Islamophobie ist das Gegenteil von Toleranz gegenüber dem toleranten Islam" oder nach Postels Gesetz "Islamophobie ist das Gegenteil von Toleranz gegenüber dem Teil des Islams, der gerade noch als tolerant eingeschätzt werden kann". Nein: Jeder Passagier in der Maschine von Flug 93, der nicht bereit war, mit den Muslimen an Bord ergebnisorientiert zu diskutieren, sondern der Meinung war, dass seine Entführer fanatische Idioten sind, mit denen jede Diskussion zwecklos ist, war islamophob. Damit möchte ich folgendes sagen: Islamophobie ist eine Einbildung, eine imaginäre Krankheit. Im Vergleich zu Islamophobie ist selbst Bromhidrosis ein echtes Leiden. Bromhidrosis zerstört Ehen und Familien, während Islamophobie lediglich dazu führt, dass westliche Aussenminister nicht offen sind für ergebnisorientierten Debatten mit antisemtischen Terrorfürsten wie Hassan Nasrallah über die Zukunft Israels. Darum wird das Wort "Islamophobie" gerne von Menschen verwendet, die schon immer Israel von der Landkarte getilgt sehen wollten. Damit die rhetorische Hose zur Bedeckung solcher Positionen den pseudo-kritischen Diskursen antisemitscher Diskussionsabende auf Diplom-Soziologen-Niveau standhält, werden Worte wie "Israelphilie" benötigt. [Was ist eigentlich mein Problem mit Diplom-Soziologen? Bei denen gibt es auch Scheine (vermutlich).]
Israelphilie ist im Prinzip die Ursache von Islamophobie. Der antisemtische Logiker kann nun kleine Implikationspfeile an die Tafel zeichnen und witzige Bemerkungen über den Unterschied zwischen notwendigen und hinreichenden Bedingungen einwerfen, während der antisemtische Arzt denkt "Wenn Islamophobie Scharlach ist, dann sind Juden Streptokokken." Klaus Mellenthin füllt mit diesem Wort die rhetorische Lücke, die seine primitiven Freunde aus Teheran mit unqualifizierten Sätzen wie "Zionists are the true manifestation of Satan" geöffnet haben.