Die Vereinigung der Arbeiter-Fotografen Deutschlands feiert bis zum 28. Oktober am Karl-Marx-Platz in Erfurt ihren 80. Geburtstag. In sechs Jahren darf sie ihren 80. Todestag feiern, denn sie wurde 1933 verboten. Das ist traurig, erklärt aber nicht, warum dafür eine viertägige Jubiläumsveranstaltung notwendig ist. Selbst den 80. Geburtstag eines Menschen, der seit 74 Jahren tot ist, würde man nicht feiern. Und eine besondere historische Rolle hat die Vereinigung auch nicht gespielt, denn Hitler kam trotzdem an die Macht und seit der Erfindung japanischer Billigkameras benötigen Arbeiter keine Vereine, um fotografieren zu können. Das soll nicht heißen, das eine Geburtstagsfeier eine schlechte Sache ist. Geburtstage von alten Vereinen sind sowieso besser als Geburtstage von alten Menschen, denn Vereine küssen nicht. Nur spricht wenig dafür, dass es wirklich darum geht. Es sieht eher nach einem Happening deutscher Verschwörungstheoretiker aus.
Fast ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der 'Vereinigung der Arbeiter-Fotografen' wurde der 'Bundesverbandes der Arbeiterfotografie' gegründet -- gegen die bürgerliche Medienmacht. Etwas versptätet und degeneriert. Dafür lebt er bis heute. Verspätet, denn '68 war seit zehn Jahren verflossen und degeneriert, weil der Kampf gegen eine vermeindliche bürgerliche Medienmacht durch einen Verein für Fotografen absurd ist. Wie soll das funktionieren? Sie treffen sich und zeigen sich selbstgemachte Bilder, die die FAZ nicht druckt? Urlaubsfotos aus Mallorca oder Fotos von Fido im süßen Pullover? Die Wahrheit ist noch grässlicher: Bilder von Grabstätten führender Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft. Und Bilder von Mauern: "Von der Berliner Mauer über Fabrikmauern bis hin zu anderen Mauern der Gegenwart." Wenn das Ivo Bozic bemerkt.
Mittlerweile hat der Verein das Internet entdeckt. Er betreibt eine Webseite, die sich neben der Fotografie auch seltsamen Fragen widmet, die weder etwas mit Fotografie noch mit Arbeitern zu tun haben. Kostproben:
Unvergessene Highlights sind:
Ja, der Arbeiter von heute ist anders. Er interessiert sich nicht mehr für die Anzahl seiner Urlaubstage sondern für Verschwörungstheorien von Andreas von Bülow. Vielleicht läuft es für die SPD deshalb so schlecht, weil sie das noch nicht bemerkt hat.
http://www.arbeiterfotografie.com/verband/erfurt-2007/aufruf.html