Die grundlegende Idee:
- Die Reputation und der soziale Status eines Individuums in einer Gemeinschaft oder Familie wird durch das Verhalten und die Moral ihrer weiblichen Mitglieder bestimmt.
- Männer legten früher Wert darauf, dass nur ihre DNS in den Zellkernen ihrer Kinder schwimmt, für die sie ja immerhin auf die Jagt gehen. Folglich erhält die sexuelle Unterdrückung der Frau einen Wert.
- Eine Frau wurde früher als ein Gebrauchsgut angesehen, dass etwa gegen LCD-Fernseher oder Kühlschrankmagneten getauscht werden kann. Ihr Körper ist eine Art grössere Stehlampe, von der die ganze Familie profitiert. Jungfrauen sind wie unbenutzte Stehlampen in ihrer Originalverpackung. Es gilt diesen höheren Wert zu erhalten, um bessere Verkaufspreise herausschlagen zu können. Daraus ergaben sich Regeln (etwa Kleidungsvorschriften), die sich im Laufe der Generationen zu kulturellen Grundsätzen von 'richtig' und 'falsch' entwickelten.
- Dass Frauen mindestens genauso produktiv sind wie Männer war Wurst, denn die Männer hatten alle Führungspositionen (religiös, politisch, ökonomisch) übernommen.
- Ergebnis: Frauen sind abhängig von den männlichen Anführern der Gesellschaft, können ihnen also nicht widersprechen; andererseits ist der soziale Status der Männer abhängig von ihrer Ehre.
- Auch in Südasien und Lateinamerika,
- früher auch mal in Europa.
- Ird (arabische Länder): Die sexueller Reinheit der Frau. Jede Frau wird mit Ird geboren. Aber im Gegensatz zur Jungfräulichkeit behält eine Frau nach der Heirat ihr Ird. Durch sexuelle Handlungen, die die Gemeinschaft als unpassend empfindet, verliert sie es. Männer haben kein Ird, doch ihre Ehre wird durch das Ird der Frauen der Familie bestimmt.
- Izzat (Südasien): Kollektive Ehre einer Familie, Gemeinschaft oder sogar eines Landes. Wird hauptsächlich durch die Frauen bestimmt. Eine Variation davon ist Ghairat (Pakistan), dass Konzepte von Ehre, Eifersucht, Courage, Bescheidenheit und Scham kombiniert und sich auf Männer und Frauen bezieht.
- Namus (Pakistan, Türkei, Kurdistan, Iran): Beschreibt, wie die Ehre der Männer oder einer Famillie von ihren Frauen abhängt; i.d.R. in Verbindung mit Verhaltensregeln des Islams. Im türkischen gibt es zahlreiche Wörter, die mit Namus zusammenhängen: Namusa laf gelmek etwa ist der Klatsch anderer Menschen über das eigene Namus. Namusu kirlenmek oder lekelenmek bezeichnet die Beschmutzung des Namus und namusunu temizlemek den Versuch (und die Pflicht) eines Mannes, sie zu reinigen. Namussuz signalisiert den völligen Verlust des Namus.
- Zina (muslimische Welt): Zina ist das Wort, dass im Quran verwendet wird, um aussereheliche sexuelle Beziehungen zu beschreiben. Der Quran gibt an, dass die Strafe für Zina im Jenseits und im Diesseits unter der Scharia erfolgt. Einige Staaten, in denen die Scharia gilt, schreiben Strafen wie Auspeitschen, Gefangenschaft oder Steinigung für Zina vor.
- Sharam (Südasien): Beschreibt, welches Verhalten von einer Frau erwartet wird. Akzeptables, ehrenhaftes Verhalten ist durch anspruchslose Kleidung, bescheidenes Verhalten und Unterwürfigkeit unter die männlichen Verwandten gegeben.
- Sharaf (arabische Welt): Beschreibt den Sinn für Ehre eines Mannes. Wenn es ihm nicht gelingt, das Verhalten seiner weiblichen Verwandten zu kontrollieren, kann sein Sharaf beschädigt werden.
- Respekt: Ein Konzept, dass von vielen Immigranten der dritten Generation aus Südasien verwendet wird. Es beschreibt, wie sich das Verhalten der Frauen auf ihre Familie und Gemeinschaft auswirkt.
Vorteile von Ehre:
- Selbstsicherheit, Stolz,
- erhöhte Sicherheit und bessere Zukunftsaussichten für den Nachwuchs,
- mehr u. bessere Kontakte und Geschäftsmöglichkeiten,
- Stabilität in einer sich ändernden Umgebung,
- als Minderheit in einer westlichen Gesellschaft: Gefühl der Überlegenheit (auch wenn man nur ein Würstchen ist), denn man kann sich einreden, dass deren Werte nichts zählen.
- sich der Autorität der Eltern widersetzt,
- westlich wird,
- als Frau eine Beziehung vor der Ehe hat,
- Alkohol oder Drogen konsumiert.
Konsequenzen des Verlusts der Ehre:
- Ächtung durch die Gemeinschaft,
- wirtschaftlicher Schaden (üblich: Boykott von Geschäften),
- politischer Schaden (Politiker ohne Ehre werden nicht gewählt),
- Verlust von Selbstvertrauen (Depressionen, Scham, Suizid)
Wie ein Verlust der Ehre verhindert wird:
- Häusliche Gewalt,
- Zwangsheiraten,
- Ehrenmorde,
- Verstümmelung der weiblichen Genitalien.
Quellen:
James Brandon und Salam Hafez, Crimes of the Community: Honour-based violence in the UK, Centre for Social Cohesion, 2008
Aysan Sev'er und Gökcecicek Yurdakul, Culture of Honor, Culture of Change, A Feminist Analysis of Honor Killings in Rural Turkey, www.utsc.utoronto.ca/~socsci/