Mittwoch, 3. Oktober 2007

Hüten und Verhüten

Wer glaubt, Medizin habe sich nur deshalb durchgesetzt, weil Pharmakonzerne gegen den Willen der Bevölkerung ihre Macht missbrauchen, benutzt Egel statt Zovirax und Dirk Bach -- Poster im Schlafzimmer statt der Pille.

So ähnlich ist das auch bei denen, die glauben, die Demokratie habe sich nur deshalb in Deutschland durchgesetzt, weil der Westen seine Macht missbraucht hat:

Aus Protest gegen die Art und Weise, wie die DDR politisch und wirtschaftlich
abgewickelt wurde, und gegen die ideologische Verklärung dieser jüngeren
deutschen Geschichte lud das Ostdeutsche Kuratorium von Verbänden e.V. am
Mittwoch zum »Alternativen 3. Oktober 2007« ins Berliner Kino »Kosmos«. Dieses
war mit annähernd 1000 Personen gut gefüllt. Unter den Gästen waren der
ehemalige Vorsitzende des DDR-Ministerrates, Hans Modrow, der ehemalige
Staatsratsvorsitzende Egon Krenz sowie die Bundestagsabgeordnete der Partei Die
Linke, Gesine Lötzsch.


Durch das Programm führte der Vorsitzende der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde, Wolfgang Richter. Dieser beklagte die »Ausgrenzung und Ungleichbehandlung der Ostdeutschen« und die »selbstverschuldete Sinnkrise der Gesellschaft« im Kapitalismus. Die Einheit
sowohl zwischen Ost und West als auch zwischen Oben und Unten sei »nicht
vollzogen« und der Einigungsvertrag von 1990 vielfach gebrochen worden. Richter
konstatierte »vermehrte Angriffe auf Ostdeutsche und ihre Interessenvertreter«
gerade in jüngster Vergangenheit. Dieses Bemühen, die DDR zu delegitimieren,
führte er auf ein gesellschaftliches Klima zurück, das »zunehmend von
Mitleidlosigkeit und sozialer Kälte geprägt« sei und die Menschen am System
zweifeln lasse. Deshalb müsse aus Sicht der Herrschenden »alles, was auch nur im
entferntesten an Sozialismus erinnert, verschwinden«.



Mehr davon:
http://www.jungewelt.de/2007/10-04/044.php

Und wer jetzt noch nicht davon überzeugt ist, dass die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde der ehrlichste eingetragene Verein seit der Gründung des Vereins gegen eingetragene Vereine e.V. ist, sollte wissen, dass die Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde (ja, ich mag den Namen) jedes Jahr einen Menschenrechtspreis vergibt. Zu den Gewinnern gehören Vorkämpfer und Spezialisten wie Fidel Castro und Felicia Langer.

Die einzige offene Frage ist, warum Petra Pau bei Anne Will Wert auf die Feststellung legt, die PDS hätte sich gleich nach der Wende vom Unrecht der DDR distanziert. Sollte das vor diesem Hintegrund nicht selbstverständlich sein?